Hat der Fußball noch Kultur? - Kühlen Kopf bewahren!

Kühlen Kopf bewahren!
Title
Direkt zum Seiteninhalt
Hört nicht auf die Person, die Antworten hat, hört auf die Person, die Fragen hat.
      Albert Einstein

Hat der Fußball noch Kultur?


Skandal nach dem Triumph
(oder: Wie ein unverbesserlicher Macho die Freude zerstört)

Update vom 12.09.2023: In dieser Causa kann es zwar keine guten Nachrichten geben (dafür ist dieser Schlammassel und der entstandene Schaden einfach zu groß), aber wenigstens positive. Von dieser (Nachrichten-)Sorte kann ich heute gleich zwei verkünden, wobei ich mich hierüber umso mehr freue, als mit ihnen gleichzeitig gestern noch von mir geäußerte negative Erwartungen widerlegt werden: Erst nach dem Upload meines gestrigen Updates erfuhr ich, dass der spanische Fußballverband noch am Abend des 10. September den Rücktritt seines bisherigen Vorsitzenden bestätigt hatte, es sich also hierbei anders als gestern entsprechend dem Stand meiner seinerzeitigen Recherchen berichtet nicht mehr nur um eine bloße Ankündigung, sondern um einen Fakt handelt. Deutlich wird in diesem Bericht allerdings einmal mehr, dass Luis Rubiales bei sich keinerlei Schuld zu sehen vermag.
Zudem hat der spanische Staatsgerichtshof am gestrigen Tage (11.09.20223) die Führung weiterer Ermittlungen gegen Luis Rubiales wegen sexueller Aggression und wegen Nötigung genehmigt. Zwar ist damit offenbar noch immer nicht sicher, dass Rubiales in dieser Sache tatsächlich vor Gericht erscheinen muss; dennoch bin ich erleichtert, dass meine Befürchtung nicht eingetreten ist, ein zu konservativ eingestellter Richter könne womöglich die Führung weiterer staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen Rubiales blockieren.

Update vom 11.09.2023: Nach dem Upload dieses Artikels sind nunmehr zwei Wochen ins Land gegangen, in denen sich zumindest in Spanien (und das ist die Hauptsache) so einiges in Sachen Aufarbeitung dieser Affäre getan hat. Nach mehr als einer Woche unerträglichen Schweigens meldete sich der spanische Fußballverband RFEF am 5. September 2023 mit einem offenen Brief zu Wort, der eine Entschuldigung für das Verhalten Rubiales' sowie die Ankündigung weiterer (zunächst nicht näher bezeichneter) Maßnahmen enthielt, zu denen wohl auch die (in diesem Brief bereits bestätigte) Entlassung des Trainers der Weltmeisterinnen-Mannschaft, Jorge Vilda (eines engen Vertrauten Rubiales', s. unten im Bericht) gehören soll. Nur einen Tag später wird bekannt, dass Jennifer Hermoso bei der spanischen Generalstaatsanwaltschaft Anzeige gegen Rubiales erstattet wegen sexueller Nötigung, wie diese zwei Tage später bekanntgibt. Zugleich erklärt sie, auch der im Zuge der Affäre auf Hermoso ausgeübte Druck werde bei den weiteren Ermittlungen „berücksichtigt“. Ein Richter des Nationalen Gerichtshofs in Spanien wird nun darüber  entscheiden, ob er dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgibt oder das  Verfahren einstellt.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist nichts über das weitere Schicksal Luis Rubiales' bekannt geworden. Weder der Verband noch er selbst haben in irgendeiner Weise dazu Stellung bezogen, wie es mit dem ja schon von der FIFA suspendierten Verbandschef (s. Artikel unten) weitergehen soll. Dann am Sonntagabend (10. September 2023) die Meldung, Rubiales habe seinen Rücktritt angekündigt. (Hier ist sicher einschränkend festzuhalten, dass es sich erst einmal lediglich um eine Ankündigung handelt; diese erhält allerdings zusätzliches Gewicht durch die Veröffentlichung eines Briefes Rubiales' an seinen Verband durch spanische Medien vom selben Abend, in dem er auch seinen Rücktritt als Vizepräsident des europäischen Fußballverbands UEFA erklärt.

Noch einmal meine Meinung: Es ist zu hoffen, dass mit diesem Sachstand im spanischen Frauenfußball und speziell im spanischen Nationalteam ein wenig Ruhe einkehren kann. Das wird allerdings nur dann der Fall sein können, wenn die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft gegen Rubiales tatsächlich vom Nationalen Gerichtshof Spaniens zugelassen wird. Hierzu sollte man wissen, dass in Spanien was auch in dieser Affäre auf durchaus schmerzhafte Weise zum Ausdruck kommt hinsichtlich der gesellschaftlichen Stellung der Frau und der Behauptung ihrer Rechte eine Art „Kulturkampf“ tobt: Zwar hat die Regierung des Sozialisten Pedro Sánchez seit ihrem Amtsantritt am 1. Juni 2018 viel für die Verbesserung der rechtlichen Stellung der spanischen Frauen getan (vgl. etwa Meldungen auf tagesschau.de vom 17.05.2022 und vom 16.02.2023). Andererseits haben starke konservative Kräfte in Spanien bereits von den Wahlen vom 23. Juli 2023 eine teilweise Rücknahme dieser Regelungen erzwungen, und eben diese Kräfte sind aus diesen Wahlen als Sieger hervorgegangen und sollen die künftige Regierung des Landes bilden. Zwar ist noch nicht sicher, ob es hierzu kommen wird; allerdings werfen diese Vorgänge ein weiteres Schlaglicht auf die Zerrissenheit der spanischen Gesellschaft. Und so dürfte es keinesfalls ausgeschlossen sein, dass die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft gegen Luis Rubiales an einen eher konservativ eingestellten Richter des Nationalen Gerichtrshofs gelangt und von diesem abgeschmettert wird. Man (bzw. die spanischen Frauen und insbesondere Jennifer Hermoso) wird/werden also sehen müssen... Ein (äußerst) fader Geschmack bleibt auch bei dem nun angekündigten Rücktritt von Verbandschef Luis Rubiales: dessen Begründung für diesen Schritt lässt soweit sie bis jetzt bekannt geworden ist keinerlei Zeichen von Einsicht oder gar Reue erkennen. Er soll schlicht erklärt haben, er könne seine Arbeit nicht mehr fortsetzen.

Berichtigung (28.08.2023): Bei der Zuordnung des Zitats Faust statt Kuss für Rubiales und Rummenigge sorry, mit Verlaub absolut OK“ ist mir zu meinem großen Bedauern ein schwerer Fehler unterlaufen; dieser Satz findet sich nicht wie von mir dargestellt im Statement der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft. Vielmehr handelt es sich um den Text eines Plakats, das Fans des FSV Mainz 05 während des Fußballbundesliga-Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt präsentierten. Für diesen Fehler entschuldige ich mich, insbesondere bei den Frauen der Nationalmannschaft und den Fans des FSV Mainz 05.

20. August 2023, Finale der Fußball-WM der Frauen. Nach einer satten Nachspielzeit von allein 15 Minuten in der 2. Halbzeit war es amtlich: Die Mannschaft Spaniens hatte die favorisierten Engländerinnen in einem begeisternden Spiel mit 1:0 geschlagen und sich damit nicht nur den ersten internationalen Titel, sondern sogar gleich den des Weltmeisters geholt. Grund zu überschwänglicher Freude war also durchaus gegeben.

Doch was ist im Rahmen solcher überschwänglicher Freude erlaubt, welche Handlungen sprengen andererseits diesen Rahmen? Diese Frage wird seit der Siegesfeier direkt im Anschluss an dieses Finale nicht nur heftig diskutiert, sondern hat den spanischen Fußballverband aufs Heftigste erschüttert und sogar den Weltfußballverband FIFA auf den Plan gerufen. Anlass hierzu gab eine Aktion des Chefs des spanischen Fußballverbandes RFEF, Luis Rubiales, der während der Siegesfeier nach dem Abpfiff des Spiels plötzlich den Kopf der Spielerin Jennifer Hermoso mit beiden Händen ergriff und sie auf den Mund küsste. Eine Geste, die ihm nachfolgend gewaltigen Ärger einbrachte. Die FIFA kündigte die Einleitung einer Untersuchung an, und wohl auch angesichts der Tatsache der Bewerbung Spaniens als Co-Gastgeber für die Männer-WM 2030 (die angesichts dieser Entwicklungen von durchaus als gefährdet angesehen wurde) wurde für Freitag, den 25. August 2023, der Rücktritt von Rubiales erwartet. Doch zur Überraschung der wohl allermeisten Beobachter erklärte dieser vor der Delegiertenversammlung der RFEF eben nicht seinen Rücktritt, sondern vielmehr (und das gleich fünf Mal hintereinander):„Ich trete nicht  zurück!“, und erhält (wie auf entsprechenden Video-Aufnahmen zu sehen ist, zumindest von einigen männlichen Delegierten) hierfür auch noch Applaus. Stattdessen erhob er schwere Vorwürfe, sprach von falschem Feminismus und davon, dass man ihn wegen eines einvernehmlichen Küsschens fertigmachen wolle. Als Beleg für diese Einvernehmlichkeit veröffentlichte der Verband am folgenden Tag Bilder, auf denen Hermoso Rubiales mit beiden Armen hochhebt. Hermoso, die bereits zuvor auf entsprechende Fragen erklärt hatte, die Aktion habe ihr „nicht gefallen“, veröffentlichte am Abend dieses Tages ein ausführliches Statement, in dem sie erneut die Einvernehmlichkeit des Kusses bestreitet und zudem schwere Vorwürfe gegen Rubiales und den Verband erhebt, zu einer diesen unterstützenden Aussage gedrängt worden zu sein. Inzwischen haben insgesamt 81 spanische Fußballerinnen (unter ihnen alle 23 Spielerinnen des Weltmeister-Teams) erklärt, unter dieser Verbandsführung nicht mehr für ihr Land spielen zu wollen, zudem sind bis auf den Cheftrainer*) (der den Berichten zufolge hinter Rubiales steht) das gesamte Trainerteam der Frauen-Nationalmannschaft und sogar ein erster Spieler aus der Männer-Nationalmannschaft zurückgetreten. Schließlich hat die FIFA am 26. August erklärt, Rubiales (der immerhin auch einer ihrer Vizepräsidenten ist) vorläufig für 90 Tage für alle nationalen und internationalen Fußball-Aktivitäten zu sperren; außerdem hat sie ihm sowie dem gesamten spanischen Verband untersagt, mit Hermoso und ihrem näheren persönlichen Umfeld in Kontakt zu treten.
*) Wie nach der Veröffentlichung dieses Artikels gemeldet wird hat sich auch dieser mittlerweile von Rubiales distanziert und wird mit den Worten zitiert: „Ich bedauere zutiefst, dass der Sieg des spanischen Frauenfußballs durch das unangemessene Verhalten unseres bisherigen Präsidenten Rubiales, das er selbst zugegeben hat, beschädigt wurde.

Überwiegend wird an Rubiales angesichts dieser Vorgänge scharfe Kritik geübt; so haben sich auch die Fußballerinnen des deutschen Nationalteams ausdrücklich mit ihren spanischen Kolleginnen solidarisiert. Doch leider gibt es bemerkenswerterweise auch aus Deutschland Stimmen, die Verständnis für Luis Rubiales äußern. So wird der ehemalige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, mit den Worten zitiert: „Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist sorry, mit Verlaub absolut okay.“ Im Fußball sei Emotionalität wichtig, daher solle man die „Kirche im Dorf lassen“, soll der 67-Jährige weiter geäußert haben (auch von diesen Aussagen haben sich die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen in ihrer Solidaritätsadresse ausdrücklich distanziert).

Meine Meinung: Die hier beschriebenen Vorgänge machen mich (hier schreibt es muss in diesem Zusammenhang ausdrücklich betont werden ein Mann) fassungslos! Umarmungen, auch (wie in diesem Fall anscheinend auch geschehen) Küsse auf die Wangen sollten bei Siegesfeiern wie nach dem Gewinn eines Titels durchaus erlaubt sein. Aber hier reden wir über einen durch das Festhalten des Kopfes auch noch offensichtlich erzwungenen Kuss auf den Mund! Dass es sich hierbei um eine mindestens sexuell getönte Handlung handelt, wird hoffentlich niemand wirklich bestreiten wollen. Dass über solche Handlungen zwischen den Beteiligten Einvernehmen herrschen sollte, dürfte ebenfalls unumstritten sein. Wenn sich dann der männliche Boss einer weiblichen Siegermannschaft im Überschwang des Siegestaumels doch zu einer solchen (hier entschuldige ich mich schon einmal vorab für die nachfolgende nicht ganz jugendfreie Wortwahl) eiergesteuerten Handlung hinreißen lässt, dann sollte er anschließend auch dieselben in der Hose haben, seinen Fehler einzugestehen und einzusehen, dass er für einen solchen Posten, dessen Ausfüllung nun einmal die Übernahme auch gesellschaftlicher Verantwortung erfordert, schlicht ungeeignet ist. (Und nur nebenbei: Selbst wenn die Fotos echt sein sollten, auf denen Hermoso Rubiales hochhebt [bekanntlich lässt sich heute mittels KI so Einiges generieren]: Eine solche durchaus dem Überschwang zuzurechnende Geste als Einverständniserklärung für eine durchaus als sexuell getönt anzusehende Handlung wie einen Kuss auf den Mund zu werten, ist schon schlicht dreist.)

Mir tun die spanischen Spielerinnen, die sich diesen Titel erarbeitet und durch tolle Spiele verdient haben, aber auch Spanien als Nation leid. Anstatt sich verdientermaßen über einen dazu auch noch recht unerwarteten Weltmeistertitel freuen zu dürfen, werden sie durch die Handlungsweise und noch schlimmer völlige Uneinsichtigkeit eines unverbesserlichen Machos, der für mich (noch einmal sorry für diese Wortwahl) den Archetypus des alten weißen Mannes darstellt, in eine belastende und für die Siegerinnen entwürdigende Affäre und die Diskussion hierüber gezwungen. Dass die bekanntlich „schönste Nebensache der Welt“ auf diese Weise plötzlich zur absoluten Nebensache wird, ist aus meiner Sicht einfach nicht nur traurig, sondern geradezu erbärmlich.


Doppelter Tiefpunkt

Etwa zwölf Stunden nach einem Fußballspiel, das in der Geschichte des DSC Arminia Bielefeld eine Art „doppelten Tiefpunkt“ darstellt, melde ich mich als gebürtiger Bielefelder, der die Spiele dieser Mannschaft seit langem aus der Ferne verfolgt und bei nahezu jedem Spiel seit der Aufstiegssaison 2019/20 mit ihr mitgefiebert hat, zu Wort. Der Abend des 2. Juni 2023, an dem die Arminia nach einer irgendwie völlig verkorksten Saison nach dem Abstieg aus der 1. Fußball-Bundesliga als Drittletzter der 2. Liga beim Drittplatzierten der 3. Liga, dem SV Wehen-Wiesbaden, zum Relegations-Hinspiel um den Verbleib in der 2. Liga antreten musste, endete mit Geschehnissen, die man getrost als einen doppelten Tiefpunkt in der Geschichte dieses Klubs bezeichnen darf.

Blicken wir kurz zurück: Nachdem im März 2023 mit Uwe Koschinat der dritte (!) Trainer in dieser Saison das Ruder übernommen hatte, schien es zunächst in Richtung Klassenerhalt zu laufen. Am vorletzten Spieltag gelang der Mannschaft im Heimspiel gegen den Lokalrivalen SC Paderborn jedoch (wie schon in einigen Spielen zuvor) nach einer (teils sogar deutlichen Führung) wieder nur ein Unentschieden. Wäre auch nur dieses Spiel gewonnen worden, hätte man – jedenfalls zunächst den 1. FC Nürnberg hinter sich lassen und sich so (zumindest psychologisch) eine relativ gute Ausgangsposition verschaffen können (Relegationsplatz verlassen, Druck an Nürnberg weitergegeben). So musste ein Sieg im letzten (Auswärts-)Spiel gegen den 1. FC Magdeburg her und Schützenhilfe entweder vom SC Paderborn (Gegner des 1. FC Nürnberg) oder von Hansa Rostock (Gegmer von Eintracht Braunschweig). Doch bereits dieses Spiel geriet zum Fiasko: die Arminia verlor sang- und klanglos mit 0:4.

Nun also der 2. Juni 2023, Anstoß in Wiesbaden um 20.45 Uhr. Die Arminia war sich der Tatsache bewusst gewesen, dass sie bei diesem Spiel neben der eigenen Leistung die Unterstützung ihrer Fans benötigen würde. Mit einer (wie ich finde) noblen und durchaus ungewöhnlichen Geste hatte die Mannschaft daher im Vorfeld entschieden, den Preis für die knapp 2.000 für Gästefans reservierten Tickets zu übernehmen. Doch bereits in der sechsten Spielminute gingen die Wiesbadener mit 1:0 in Führung, kurz nach der Halbzeitpause fiel das 2:0, und nachdem Wiesbadens Hollerbach in der 60. Minute das 3:0 erzielt hatte, flogen aus dem Bielefelder Gästeblock (hinter dem Tor der Wiesbadener) die ersten Böller und Raketen aufs Spielfeld. Dennoch ließ der Schiedsrichter nach kurzer Unterbrechung weiterspielen, und tatsächlich kam die Arminia direkt danach sogar zu einigen vielversprechenden Chancen, so dass man sich als Fan die Frage stellen musste: „Warum erst jetzt?“ Doch bald ebbte die Bielefelder Angriffslust wieder ab, und nachdem in der 82. Minute aus einem abgefangenen Bielefelder Einwurf (in der Wiesbadener Hälfte) das vierte Tor für den SVWW fiel, eskalierte die Situation vollends: aus dem Gästeblock flogen massiv Böller und Pyrotechnik aufs Spielfeld. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie und schickte die Mannschaften in die Kabinen. Allein der Bielefelder Mannschaftskapitän Fabian Klos (der kurz zuvor eingewechselt worden war), sein Mitspieler Ivan Lepinjica und Trainer Uwe Koschinat blieben auf dem Spielfeld. Klos seit 2011 Teil der Mannschaft und ihr Rekordtorschütze versuchte mehrfach, die aufgebrachten Fans zu beruhigen, scheiterte mit diesen Versuchen jedoch offensichtlich zunächst. Schhließlich brach er in Tränen aus, lehnte den Kopf an die Schulter seines Trainers und weinte fast hemmungslos. Nach 21 Minuten Unterbrechung konnte die Partie schließlich doch noch zu Ende gespielt werden. Das Ergebnis geriet angesichts dieser Ereignisse fast schon zur Nebensache. Zu bemerken ist allerdings noch, dass Fabian Klos in Interviews mit den die Begegnung übertragenden Fernsehsendern mit der Leistung seiner Mannschaft hart ins Gericht ging aber auch ankündigte, nach dem (voraussichtlichen) Abstieg seiner Arminia in die 3. Liga weitermachen und sie in dieser Situation nicht im Stich lassen zu wollen.

Meine Meinung: Wenn ich diesen Artikel mit Doppelter Tiefpunkt“ überschrieben habe, so bezieht sich diese Überschrift allein auf die Situation des DSC Arminia Bielefeld. Bezieht man die Situation des deutschen (Vereins-)Fußballs mit ein, so müsste sie korrekt „Dreifacher Tiefpunkt“ lauten. Es stellt sich nämlich angesichts der geschilderten Ereignisse wieder einmal die Frage nach der so oft und viel beschworenen  „Fußballkultur“. Hat es tatsächlich etwas mit Kultur“ zu tun, wenn so genannte Fans“ (entweder aus Freude oder aus Frust über die Leistung ihrer Mannschaft) in den Stadien Pyrotechnik abbrennen, mit Gegenständen, gefüllten Bierbechern oder gar Böllern nach gegnerischen Spielern, Schiedsrichtern oder deren Assistenten werfen und so mindestens eine Gefährdung der Gesundheit von ihnen mehr oder weniger unbekannten Menschen in Kauf nehmen? Und um die Fragestellung noch einmal auf die Ereignisse rund um dieses spezielle Fußballspiel zu verengen –: Sind es wirklich Fans“, die sich so verhalten wie die Personen, die die gestrigen Ereignisse aus dem Gästeblock von Arminia Bielefeld heraus auslösten? Sicher: Mit der Leistung dieser Mannschaft an diesem Abend konnte man musste man vielleicht sogar fraglos unzufrieden sein (diese Auffassung hat auch Fabian Klos in den erwähnten Interviews geäußert). Aber gibt das Menschen, die sich als Fans ihrer Mannschaft bezeichnen, das Recht zu Handlungen, die zum einen die schlechte Leistung ihrer Mannschaft nicht ungeschehen machen können und zum anderen darüber hinaus noch das Potenzial haben, ihr über den nun wahrscheinlich gewordenen Abstieg hinaus noch weit größeren Schaden durch eine Bestrafung seitens des DFB oder der DFL (Deutschen Fußball Bunds bzw. Deutschen Fußball Liga) zuzufügen? Und dies kommt noch einmal erschwerend hinzu dies angesichts der Tatsache, dass diese so genannten Fans von ihrer Mannschaft zu diesem Spiel eingeladen worden waren, um sie zu unterstützen.

Um es noch einmal klarzumachen: Ja, die Leistung der Mannschaft von Arminia Bielefeld war an diesem Abend (und auch schon im letzten Ligaspiel am Sonntag zuvor; ich erwähnte es) nicht zuletzt angesichts der in einigen Spielen zuvor gezeigten Leistungen unerklärlich schlecht und fast schon als „unterirdisch“ zu bezeichnen, und selbstverständlich war und bin auch ich hiervon und insbesondere von den hieraus resultierenden Ergebnissen einschließlich des nun drohenden negativen Durchmarschs“ von der Bundesliga in die 3. Liga maßlos enttäuscht. Aber hier generalisiere ich nun das Ganze wieder weder die maßloseste Enttäuschung noch die unbändigste Freude über die Leistung einer Fußballmannschaft gibt Zuschauern eines Spiels das Recht, die Gesundheit anderer Menschen durch ihr hierdurch ausgelöstes Verhalten zu gefährden. Und Fans“, die durch ein solches Verhalten auch noch Strafen für ihre eigene Mannschaft billigend in Kauf nehmen, sollten hierfür sowohl vom eigenen Verein als auch von den für den Spielbetrieb zuständigen Gremien mit meinetwegen durchaus auch lebenslänglichen Stadionbesuchsverboten belegt werden.


Zurück zum Seiteninhalt